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Hysterisch bedeutet:
unecht, demonstrativ, unehrlich, theatralisch, emotional, übertrieben, unsachlich, besessen, ichbezogen, geltungsbedürftig, kindlich, unreif, unzufrieden, gefühlvoll, sensibel, kreativ, phantasievoll, lebendig.
Die Hysterie ist revolutionär.
Die Hysterie verwirrt Normen und Gesetze. Sie schafft Unordnung.
Die Hysterie ist eine unbewusste Inszenierung.
Unser Theater ist bewusste Hysterie.
Vielleicht gibt es Hysterie gar nicht.
Sechs Kammern leisten Widerstand.
Voller Virtuosität, Mut und Lebendigkeit.
Ein grosser Spass.
Sehen Sie aus nächster Nähe unseren lustvollen Anfällen zu.
Sehen Sie sechs Personen in sechs Kammern, die gleichzeitig agieren.
Die Vorführungen reichen von der stigmatisierten Nonne Emmerick bis zu Augustine, der Starpatientin in Charcots Irrenanstalt. Erleben Sie einen Tussenspass in p!nk, verdauen Sie mit uns den täglichen Nachrichtenwahnsinn, lassen Sie die romantische Liebe hängen. Die Schamanin sorgt für intellektuelle Heilung und das weibliche Geschlecht ist nach wie vor eine Zumutung.
Sechs Spieler und Spielerinnen aus den Bereichen Tanz, Schauspiel und Performance gestalten sechs hysterische Kammern.
Ein Kaleidoskop vom „grossen hysterischen Anfall“ bis zum tagespolitischen Wahnsinn, von der heilenden hysterischen Ekstase der Schamanin, den konvulsivischen Synkopen eines Modejunkies, der Genitalpanik bis zum religiösem Delirium – immer hat uns der hysterische Ausdruck etwas über die Zwänge und Beschränkungen der Gesellschaft zu erzählen.
Wir rotieren.
Johannes Hoffmann, Maria Klupp und Stephan Schwarz haben ein Kaleidoskop entworfen, eine Wunschmaschine der Präsentationen. In spitzen Ecken laufen sechs Kammern sternförmig zusammen. Türen. Klappen. Fluchtwege.
Auf dem Oberdeck, in unseren Teepausen, brüllen wir Ihnen unsere Lieblingslieder um die Ohren.
Ein Team aus den Bereichen Bildhauerei, bildende Kunst, Photographie und Architektur gestaltet. Räume im Raum.
Ein riesiges Räderwerk erlaubt intime Nähe des Publikums zum Geschehen und spiegelt die Fall-Vignetten der frühen Symptomatologie, die grosse, territoriale, experimentelle, magische Maschine der Hysterie der Salpétriére wider. Eine Ikonografie.
Fressen Sie sich voll mit unserer Textcollage von Freud und Baudelaire bis Christina von Braun und Slavoj Žižek und ersaufen Sie in der Musik von Genius Blakk, tibetanischen Mönchen und Salieri-Koloraturen.
Gegenpol zu den hysterischen Paroxysmen (Medizinerprosa für den Orgasmus) ist eine dichte Textcollage mit Statements von:
Augustine, Christina von Braun, Igor Caruso, Jean-Martin Charcot, Georges Didi-Huberman, Dora, Hans Peter Duerr, Anna Katharina Emmerick, Sigmund Freud, Egon Friedell, Hugo von Hoffmansthal, Lucien Israël, Alexander Kluge, den Lassie Singers, Cäcilie M., Stavros Mentzos, Anna O., Hazreti Rumi, Slavoj Žižek, u.v.a.
Geniessen Sie unsere Leidenschaften, die Ihre werden könnten.
Eine Liebeserklärung an das Begehren.
Die Hysterie ist kein Phänomen der Pathologie und kann in jeder Hinsicht als höchste expressive Möglichkeit angesehen werden.
Luis Aragon, André Bretonzur 50-Jahr-Feier der Hysterie.
La révolution surréaliste, 1918
Der erste Schritt in Richtung Subversion ist exakt der, den hysterischen Zweifel neu einzuführen.
Hysterie, oder die Neurose generell, ist immer eine Position des Hinterfragens.
Die Hysterie fordert das Begehren des Zuschauers heraus, sie heiligt seine Herrschaft und fordert sie heraus.
Gleich werde ich einen Anfall haben. Fühlen sie mal meinen Puls. In ein paar Minuten bin ich tot.
Regie | Miki Malör; Miguel Ángel Gaspar |
SpielerInnen | Miguel Ángel Gaspar, Monika Giller, Nicole Kolisch, Miki Malör, Gerda Schorsch, Ingeborg Schwab |
Bühne | Johannes Hoffmann, Maria Klupp, Stephan Schwarz |
Kostüme | Anja Lerch |
Lichtdesign | Albert Haderer |
Inspizienz | Stefan Novak |
PR | Gaby Müller-Klomfar, Michaela Benovic-Fellner |
Grafik | FOX medialab, Andreas Rathmanner |
Fotos | Johannes Zinner |
Dokumentation, Netzbetreuung | Helmut Schütz |
Die Runde der Gelehrten | Hagnot Elischka, Barbara Klein, Hans-Jörg Liebscher, Franz Neovalis Neulinger, Herbert Preyer-Bayer, Maxie Schiesswohl, Martina Spitzer, Sepp Zaunegger |
Zeit, Ort | 14. September – 2. Oktober 2004 KosmosTheater, Wien |
Übrigens:
Man ist – analog zur Methode der Ovarialkompression bei Hysterikerinnen – niemals auf den Gedanken gekommen, die Hoden zu komprimieren, um hysterische Anfälle zu unterbinden.
Eine Eigenproduktion des KosmosTheaters
PR-Text Pressefotos Phettbergs Predigtdienst [Falter 39/04] ...Volltext Katharina Pewny