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DAS TAGEBUCH

von Miki

für Miguel
für Claudia, Daniel, Hagnot

1. April
DER EIMER

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24 Leute, liebevoll und aufmerksam.
Ich achte auf meinen Atem.
Ich bin mir etwas fremd.
Wohin?
Es gibt charmante Momente.
Nachher bin ich weder Fisch noch Fleisch.

2. April
MIT DEM SCHIFFERKLAVIER DURCHS LAND SAMPELN

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10 Leute.
Arge Regel.
Werde zur Maschine.
Arbeite intensiv, werde traurig.
Miguel singt, horcht, schön.
Wo gehts lang?
Bin nachher noch verwirrter und erschöpft.
Mir fehlt eine Linie.
Habe nachts das Bedürftnis, zu arbeiten.

3. April
FÜSSE KÜSSEN

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12 Leute.
Erster „Nahkampf“.
Ich weiss nicht genau, wer ich bin und worum es geht.
Die Bühnensituation hält mich voll beschäftigt.
Sehr kulinarisch (zu kulinarisch?), kräftiger Applaus.
Widerspricht es einer Regel, dieses Tagebuch zu schreiben?
Lautet die Regel: Wir sind FREI, uns nicht mit dem Projekt an den verbleibenden 23½ Stunden beschäftigen zu MÜSSEN?
Ich liebe es, mit Miguel zu arbeiten

4. April
HÜPFEN

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8 Leute.
Extrem. Für mich.
Mir ist noch 2 Stunden danach schlecht. Magenkrämpfe, weil ich kurz davor etwas gegessen hab. Das hab ich während dem Hüpfen nicht gemerkt.
Wadenkrämpfe hab ich auch.
Dabei wollte ich heute einen ruhigen schönen Liebesabend verbringen. Mal sehen.
Ich hab den Wunsch, Miguel zu begegnen. Was heisst das.
In Ruhe. Mich auf ihn focussieren können.
Obwohl ich weiss.
Ich wünsch mir. Eine Begegnung mit ihm. Pur.
Was heisst das.
Von Mensch zu Mensch.
Was heisst das.
Na servas.
Aber. Psychisch fühl ich mich gut.
Leer. Wie gereinigt.
Ich möchte zur Ruhe kommen können.
Ich denke, gestern hätte ich es können.

5. April
DER KAMPF UM DIE KLEIDER

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11 Leute?
Sehr lustig.
Tolle Regel.
Von einer Person gemacht. Offensichtlich.
Gefühl, wieder gescheitert zu sein.
Keine Zeit genommen, etwas zuzulassen.
Bin doch ein Rennpferd.
Sehr lustvoll, aber trotzdem ein Kampf.
Bin nachher wieder total fertig.
Wir sind beide stur.
Habe Vertrauen zu unseren Körpern.
Mein Socken, mein schöner Socken!
Später: merke, dass wir einen Grossteil der Regel total missachtet haben.
Schon jetzt wächst in mir der Wunsch, keine Regeln zu haben.
Ja, Wünsche tauchen auf, immer öfter.

6. April
SCHULD UND FAHNE

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Viele Leute. Luki hat 20 gezählt.
Ein wunderbares Bühnenbild.
Dann meine Schuldzuweisung.
Und Miguel fügt sich dazu.
Wie schön!
Erstmalig theatral. Fast wie Minidramen. Mit Sprache.
Miguel berührt mich ungemein.
Wird Schuldzuweisung von Hass getragen? Müsste nicht sein.
Ich will nicht SPIELEN, tue es aber, um in die Regel zu gelangen.
So ein tolles Bühnenbild!
Ich freu mich auf morgen.
Ich freu mich über das Gremium. Tolle Arbeit.
Ich registriere, wie jede Vorstellung noch Stunden danach in mir wühlt.
Plötzlich sehe ich es: es IST Theatersport.
Aber nicht für uns, sondern fürs Publikum!

7. April
SEGNUNGEN

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Vielleicht 6 Personen. Luki sagt: 18.
Langsam kommen wir an.
Sehr schön, konzentriert, bezogen.
Ein bisschen wie musizieren.
Durch das Brennglas, das das Setting herstellt, entdecke ich, wie reich das Leben, d.h. unsere Lebensäusserungen sind.
Es ist so unendlich viel möglich zwischen 2 Personen, Berührungen, Gesten, Empfindungen, Verhalten, und das meiste davon ist undenkbar oder unahnbar oder umgekehrt.

8. April
DAS KNIE

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Erst ca. 6 Personen, später viel mehr.
Ich mag nix schreiben.
Bin müde.
Aber.
Ich merke, dass ich neben der Erfüllung meiner Regel nicht dazukomme, mich für eine Handlung, eine Gestaltung zu entscheiden.
Deutlich bei den Requisiten:
Auch heute eine tolle Geschichte, die auf der Bühne vorgelegt wird: diese Flasche, Paravent, Fetzen.
Meine Arbeit scheint zu sein, mich durchlässig zu machen für die Gefühle, die die eingeschränkte Situation in mir auslöst.
Durch die Fixierung auf Miguels Knie wurde die Welt zum Tunnel. Ich hab mich letztlich wie ein Junkie gefühlt.
Es ist alles sehr überraschend.
Kommentar einer Zuseherin:
„Na servas! Hoffentlich tuts ihr euch nicht weh!“
Ich denke, im Gegensatz zu den vergangenen Tagen, dass es ein verdammt ernster Job ist, den wir da machen.

9. April
TEXTKAUEN

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4 Personen.
Scheisse.
War da was?
Unlust.
Mag die Regeln nicht.
Plötzlich Horror vor den vor uns liegenden Tagen.
Will mehr ich sein.
Was ist das.
Miguel ist weit weg.
Mich nervt seine dauernde Motorik.
Immer dieses „Aufwärmen“.
Ich sehne mich nach STILLSTAND.
Verhindern die Regeln Begegnung?
Oder Wir?
Machen die Regeln uns autistisch?
Ich will LANGEWEILE.
Ach, jeden Tag will ich etwas anderes.
Ist es der Kampf mit den Regeln … sie helfen uns, aber wir wollen frei sein, aber die Freiheit ängstigt uns, aber die Angst ist durch Regeln zu zähmen, aber zahm sein wollen wir nicht, sind wir nicht.
Ist das der Grundkonflikt?

10. April
SPIONAGE

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2 Personen.
Miguel hält beeindruckende Standpauke.
Ich fühl mich zu privat.
Unsicher. Weiss nicht so recht, was tun.
Unangestrengt. Beunruhigt mich dieser Zustand?
Oft tritt ein, was ich mir am Vortag gewünscht hab. Und macht mich auch nicht glücklich.
Fehlt mir das Publikum?
Ich möchte alles: weitergehen ins Nichtstun und verlieren in der Herausforderung. Aber andererseits: ist es nicht unglaublich.
Ein Mann steht und schreit auf spanisch ein Foto an, während eine Frau hinter einem Paravent versucht, zu verstehen.

11. April
FINGERZEICHEN AUF DISTANZ

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6–7 Personen.
Hat mal wieder Spass gemacht.
War wohl eher schwierig für Miguel.
Ich sollte viel neutraler sein. Nicht ins Spielen kommen.
Abstrakter. Absurder. Konzentrierter.
Die Gesten haben mir gefallen.
Und der Bezug.
Die Regeln sind schlicht genug, um völlig darin aufzugehen, was mir gut tut.
Bin ich faul.
Aber bin ich entspannt genug?
Offen für den Raum?
Immer zweifeln.

12. April
DREHWURM UND REDEZWANG

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Ca. 10 Personen.
Der Abend war schwer o.k.
Sonst hab ich nix zu sagen.
Ich hab noch immer einen inneren Drehwurm, nicht in der Optik, sondern in Wellen, wie seekrank.
Übrigens: die optischen Phänomene während dem Drehen: wow!

13. April
BLUTIGE MÜLLERIN

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Ca. 10 Personen.
Ich spür mich nicht.
Ich bin nicht kompakt da.
Fühle mich als lausige Performerin.
POSTDRAMATISCHE DEPRESSION.
Als ginge es um gut oder schlecht.
Miguel ist gut. Kompakt, konzentriert, berührend.
Ich will entspannt sein und fühl mich undeutlich.
Vielleicht wird es noch schlimmer durch das Anschauen des Videos.
Aber: Super-Spiel das heute!
Hab doch 2 mal meine Kraft nur im Blick gespürt.
Ach ja, also wieder ein „Vorsatz“ für morgen:
Das ist es doch: der „Foreman-Blick“!!!
Ich spüre, ich kann alles machen, ohne dass Miguel etwas persönlich nimmt.
Feed-back wäre toll.
Der Zwiespalt: nicht achten auf Publikumsgefallen, aber FÜR das Publikum spielen.
Ich leide wie in der Schule.
Das zweite Wasserfallbild ist kaputt.

14. April
ALLES UND NIX

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Über 10 Personen.
Alle Requisiten. Fast.
Absoluter Tiefpunkt.
Mir passt nix.
Bin ganz unten.
Und nicht einmal das so richtig.
Intensiv. Oder halt nix.
Keine Begegnung möglich.

15. April
ARGWOHN MIT BIBELN

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6 Personen.
Ich möchte heute nicht grübeln.
Irgendwie konzentrierter.
Immer mehr Fragen tauchen auf.
Es ist was es ist.
Vielleicht sind wir zunächst verunsichert und isoliert, wenn die Konventionen unserer Begegnungen wegfallen.
Es ist ein Experiment!

16. April
AUFWÄRMEN, SALZ UND VITAMINE

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6 Personen!
Scheint besser.
Waren keine Kollegen da.
Wenn Kollegen da sind, werd ich noch viel strenger mit mir.
Und gehemmter.
Wie kommen wir bloss je zusammen?
Nur nicht zu viel denken!!!
Das Einzigartige scheint zu sein, dass wir schauspielerische Improvisation performerisch versuchen.
Nicht wie Theatersport, der mit Klischees arbeitet.
Nicht wie Performance, wie ich sie gesehen habe, die „Schauspielen“ vermeidet.
Welch ein HYBRID.

17. April
SCHÄUMEND EINGESEIFT

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3 Personen?
Jaja, jetzt kommt sie langsam heraus, die wilde Gestaltungfreude der Regisseure.
Es kommen immer öfter Tage, die von einer Person gestaltet werden.
Ich gewinne Zuversicht. Aus den Gedanken der letzten Tage.
Hab erfahren, dass es Miguel ganz ähnlich geht. Ui, das tut gut. Ich fühl mich nicht mehr so dumm.
Es war auch schön, etwas so direkt mit ihm/ seinem Körper zu tun zu haben.
Es macht wach, achtzugeben.
Es löst in mir Gefühle und Haltungen aus.
Kriegt eigentlich immer er die „schmutzigen“ Regeln?
Bin ich die Böse Schwester?
Zum 2.mal ist Miguel weiss und traurig und ich streng und gelassen. Hm.
Ich werde übrigens jede Performance von KollegInnen in Zukunft mit anderen Augen sehen.
Das revidiert auch meine Meinung zu Performances, die ich bisher gesehen habe.
Ich bin froh UND neidig, dass nicht ich die Eingeseifte war.
Es geht um einen Raum, der mir gehört, und den ich aber auch füllen muss.

18. April
WARTEN

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8 Personen.
Endlich.
Endlich nix.
Oder fast nix.
Anfangs unruhig.
Leute kommen, gehen, lärmen.
Dann wirds dichter.
Ruhe kehrt ein.
Miguel steht unter Strom.
Das ärgert mich.
Und.
Er spielt nie mit mir zusammen.
Keine noch so winzige Kontaktaufnahme.
Ich bin wütend und verletzt darüber. Richtig persönlich, privat.

19. April
SCHULE, STRICKEN, STREICHELN

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7 Personen.
Als wüsste das Gremium um meine Wünsche.
Miguel soll sich streicheln lassen.
Ich drücke und kitzle ihn.
Im Nachhinein registriere ich, dass ich oft das Bedürftnis hatte, ihn zu streicheln.
Zärtlich.
Irgendetwas hat mich veranlasst, es etwas gröber umzusetzen.–
Haha, ich hab keine blasse Ahnung, wie Stricken geht.
Meine Mutter ist da, genial, ich spreche zu ihr, wir haben Spass.
Es tut so gut, Körperkontakt zu haben.
Es wäre übrigens interessant, zu sehen, wie sich die Tatsache, ob eine Regel sich auf den anderen bezieht oder nicht, auf die Dynamik des Abends auswirkt.

20. April
UNTER LAKEN DIE LIEBE

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12 Personen?
Ui schon ein Drittel!
Schon wieder sprechen, erinnern.
Verhüllt hab ich gar kein Gefühl fürs Aussen.
Hab Hunger nach Bewegung und Entgrenzung.
Langsam wird es auch ein Job.
Ein sehr anstrengender.
Weil nervenaufreibend.

21. April
RHYTHMUS UND FALLEN

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13 Px.
Bekommen grosses Lob vom Publikum. Alle fandens toll.
Die, die schon oft (4mal und öfter) da waren, und die Neuen.
Und wieder hat die Regel meinen Wunsch von gestern erfüllt.
Es scheint etwas mit uns, beziehungsweise zwischen uns zu geschehen.
Etwas, das sich meinem Wissen entzieht.
Übrigens lese ich NICHT, was ich im Tagebuch bisher geschrieben hab.
Anderes Theater erfordert anderes Zuschauen.
Manche wissen das zu schätzen.
Wann fange ich an, meine Verdachtsmomente festzuhalten: WER hat wohl WELCHE Regel geschrieben????
Und von WEM stammen WELCHE Requisiten (die Liste vor Beginn)?
Salz: Claudia!!!
Bibeln: Hagnot???

22. April
DER BEAMTE UND DIE ZELLE oder FRAGEN AN EINEN STAATSBÜRGER

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Gut über 20 Px.
Schön, dass etwas wiederkehrt.
Das Bühnenbild, con variationi, ich nenne es „das politische Bühnenbild“ (nur weil die österreichische Fahne darin vorkommt? Die Ausgangssituationen sind TYPISCH!)
Jedenfalls sehr fein.
Ich tu mir aber auch schwer.
Und immer wieder: ich suche Kontakt, Spielkontakt.
Miguel bleibt eher bei sich und seinen Regeln.
Aber vielleicht hat er auch schon öfter Angebote gemacht. Und ich war „beschäftigt“.
Na schön: also wie RUFE ich ihn?
Wird es zur wirklichen Konfrontation kommen?
Ich bin übrigens jeden Tag jemand anderer.
Jetzt nicht als banale Lebenserkanntnis.
Als würde immer eine andere Person sich mit diesem Spiel auseinandersetzen.
Idee für Performancereihe:
Nimm 3 Spieler.
Gib ihnen die Regel jeweils vor ihrer Soloimprovisation.
Die Regel lautet:
Sprich alles aus, was IST.
Was passiert, dich bewegt, du siehst, hörst, fühlst, denkst, willst.

Ich fühle mich von Miguel NICHT beurteilt.
Ich kann alles machen.
Danke.
IDIOTEN.
Wie Lars van Trier.
Das wärs!
Regeln, die ich mir wünsche.
Oder die ich sonst wem wünsche:
Dicke Luft.
GAR NIX.

23. April
DAS SCHLIMMSTE, IMMER ÜBERRASCHEND

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6 Px.
Armer Miguel.
Vielleicht vermisst er auch, dass ICH mit IHM spiele.
Obwohl.
Ich tus.
Hab ich lange nicht kapiert.
Fühle mich langsam etwas freier und sicherer.
Die Routine…
Hab ihm wehgetan. Tut mir leid.

24. April
OHRFEIGEN FÜR HITLER

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Ca. 7 Px.
Wow!
Hat echt Spass gemacht.
Absolutes highlight bisher, meiner Meinung nach.
Sehr sehr komisch.
Publikum war etwas betreten.
Vielleicht nicht die „richtigen“ Leute.
Es hat erstaunlicherweise nicht wehgetan. Vor allem seelisch nicht!
Eigenartig.
Und: man kriegt echt Übung.
Und Lust.
Nicht am Watschen.
Oder am Gewatscht werden.
Am Machen.
Das war der bisher engste Kontakt zwischen uns.
Immer Augenkontakt. Alles abgestimmt aufeinander.
Aber fast keine Emotionen gespürt. Ich denke, es war aber keine Abwehr oder Schutzhaltung.
Es war einfach, klar, eine perfekte Aufgabe. Eine tolle Idee (?Hagnot?, ich liebe Dich dafür!).
Hab schon mal gedacht: Mensch, noch 35 Aufführungen.
Bin aber immer wieder soooo spielgeil.

25. April
REDEN HÖREN SUCHEN

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4 Px??
Tja.
Wie gewonnen, so zerronnen.
Die Wundermaschine Theater.
War schwierig und schwach heute.
Der Entschluss, die Augen zu schliessen, hat mir jegliche Kontrolle über die Situation genommen.
Konnte aber auch nicht konzentriert nix machen (als horchen), ich hätte das Gefühl gehabt, Miguel im Stich zu lassen.
Der es auch nicht leicht hatte, glaub ich.
Und dann noch eine hochaggressive Egozentrikerin im Publikum, die plötzlich anfing, laut irgendetwas zu deklamieren, um darauf (laut) wegzugehen, um danach (laut) wiederzukommen und mir (laut) zu erklären, was wir hier für Scheisse machen.
Bin offen geblieben, vielleicht war das falsch.
Hab einen kurzen Moment der Panik, dass die Regeln nun nix Neues mehr bringen könnten.
O Angst vor dem Stillstand, und das noch VOR der Halbzeit.
Meine heutige Regel war übrigens, was völlig legitim ist, schon mal da, damals für Miguel.
Eigentlich wusste ich nicht, was tun, was ich aber nicht umsetzen konnte.
War nur „ein bissel kämpfen“. Aber dieser Trottelgedanke: wir haben doch schon: geschrieen, uns auf den Boden geschmissen, in die Luft geschaut, usw. …was also NOCH?
Jaja. ich hätte einfach nur HORCHEN sollen!
Es gibt auch „requisitär“ keine Überraschungen mehr. Schade.
Bin unzufrieden.
Ist es DAS?
Vorsatz: wie kann ich Unzufriedenheit zeigen (aber nicht spielen)?

26. April
FRAGEN, GEGEN DIE WAND

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12 Px?
Ich bin irrsinnig erschöpft.
Hab seit Tagen einen beleidigten Nerv im Becken, entweder ich spür nix oder ich kann mich eine Weile überhaupt nicht rühren, vor allem nicht stehen, geschweige denn auftreten.
Das dämpft.
Immerhin – wir spielen mehr zusammen – das berührt die Leute.
Aber es ist zäh.
Bin ich müd.

27. April
WAS BISHER GESCHAH

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Viele Leute!
Feine Regel.
Miguel redet los, ich bin hölzern, hektisch, stehe rum.
Mein Gott, fühl ich mich unbegabt.
Aus Miguels Wortfetzen entnehme ich, dass wir doch sehr verschiedene Ansichten über die vergangenen Performances haben.
Obwohl ja völlig unklar ist, ob sich ein „schrecklich!“ auf ein persönliches Unbehagen bezieht, oder auf das künstlerische Gelingen.
Jedenfalls viel viel zu kurz.
Hatten gerade mal 5, 6 Performances durch…
Ich möchte diese Regel wieder kriegen!
Hab mächtigen Muskelkater vom Gegen-die-Wand-laufen.

28. April
ANGST

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12 Personen?
Wie das Private auf die Bühne kommt und es keiner merkt.
Ich versuche, die Nivea-Creme endgültig zu vernichten. Empfinde in der Konfrontation damit (Ersticken) keine Angst mehr.
Hab ich mich gestellt?
Fühle mich konzentriert und bin froh, was zu tun zu haben.
Und hab auch meine schmerzende Seele nicht verleugnen müssen.
Miguel rackert sich ab.
Ein schöner Blickwechsel: „Schau! Das blaue da!“
Es wäre toll, wenn die Nivea-Creme morgen nochmal als einziges Requisit auftauchen würde.
Ich will es wissen.

29. April
SHIT HAPPENS

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2 Px, dann 4.
Hab heute fast vergessen, Tagebuch zu schreiben.
Nette, entspannte Konversation mit kleinen Crescendi.
Sehr intim, da nur unsere Lebenspartner da waren. Trotzdem oder gerade für sie…
Schade um das ungenutzte Seil.
Es ist überhaupt fein, nur ein Requisit zu haben.
Selbst dann ist es schwierig genug, es zu benutzen.
Wie hab ich mir dieses Seil schon gewünscht…
Die Regeln treiben uns aneinander vorbei wie ruderlose Schiffe.
Ahoi, Miguel!

30. April
MIGUEL AMÜSIERT SICH

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Ca. 9 Px.
HALBZEIT.
Wir sind gut unterwegs.
Ich hab Vertrauen. Wir kommen „auf den Punkt“, wir lernen.
Hat Spass gemacht.
Finde Miguels Regel sehr schwer.
Alle haben wir übrigens beim Lesen von Miguels Regel sehr lachen müssen!
Miguel kriegt einen Extrapunkt!

1. Mai
INTERNATIONALE UND KOPFSTAND

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14 Px.
Mir gings aus persönlichen Gründen anfangs total mies und ich hatte vom ersten Versuch an Schmerzen in der ohnehin schon lädierten Halswirbelsäule, was nicht zur Hebung der Laune beitrug.
Allerdings spielen wir schon so fein zusammen und das Publikum war so toll, dass sich zumindest meine Stimmung bis zum Schluss gebessert hat.
So beschissen kann eine Regel gar nicht sein, dass nicht am Schluss doch was Gutes dabei herauskommen kann!

2. Mai
SCHNELL LANGSAM LAUT NASS

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7 Px.
Achterbahn.
Abwärts.
Ganz komische Atmosphäre.
Im Nachhinein: auch spannend.
Wir plagen uns.
Warum.
Immer hinter etwas herhecheln.
Was haben wir noch nicht zusammen gespielt?
Schüchternheit?
Zögerlichkeit in der Annäherung?
War heute für mich wie keine Regel haben.
Aber nur wie.

3. Mai
DIE SCHLANGE UND DIE KINDERLIEDER

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6 Px?
Die Routine tut gut.
Kein „Vorbühnengefühl“ mehr, auf der Bühne einfach arbeiten, präsent sein, nicht so viel auf Publikum und Atmosphäre geben (achten schon), welch hervorragendes Training.
Ich bekomm auch privat (manchmal) eine ganz andere, vielleicht eher im Körper/Tun verankerte Sicherheit.
Ganz neu: ein TIER.
Im Blick sehen wir, dass zwischen Tier und Mensch unendlicher Abgrund liegt.

4. Mai
VERSCHNÜRTE KÖPFE

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Erstmals zu Beginn keiner da.
Nach ca. 2 Minuten ein Zuschauer.
Dann weitere 4.
Schöner Abend.
Das Seil zwischen unseren Köpfen ist wie ein Kabel.
Fühle grosses gegenseitiges Verstehen.
Einverständnis.
Verständnis.
Viel zu kurz! War gleich vorbei.
Und ich hätte noch so viele Fragen gehabt.
Müsste mal nachschlagen, wann immer die Fahnenwurst vorkam.
Tippe sehr auf H.
Denkt szenisch, in starken theatralen Bildern.

5. Mai
ABSCHIED GEGEN SCHMEICHELEIEN

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Nur Alfie da.
Regeln schwierig.
Motivation gedämpft.
Bin unzufrieden.
Fühle mich beim Schmeicheln extrem unnatürlich, falsch, gekünstelt.
Böse sein gelingt sofort.
Komplimente machen, ob ehrlich oder falsch, fällt mir scheinbar sehr schwer.
Manchmal war zu ahnen, was es sein könnte.
Könnte es als Arschloch spielen.
Das beisst sich irgendwie mit dem Spiel von Miguel, der sehr offen und ehrlich ist.
Ich hab ihn nicht Abschied nehmen lassen.
In der letzten Minute. Von mir.
Ich hab mich entschieden, die Szene zu brechen.
Es tut mir jetzt richtig weh.
Um diesen Moment.
(Kriegt Miki jetzt einen Minuspunkt?)

6. Mai
DER VOGEL UND DIE FAMILIE MIT DEM DACKEL

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5 Px.
Wirr?
Aber intensiv.
Sehr seltsam.
Seltsame Stimmung.
Aber wir finden immer wieder, trotz so gegenteiliger Regeln, zusammen.
Erzeugen seltsame Handlungen.
Die Geschichten sind so verschieden.
Doch wir finden Möglichkeiten, dem Anderen Aufmerksamkeit zu widmen.
Immer neue Ausdrucksmöglichkeiten.
Bei mir: bloss keine Pantomime.
Und bloss keine Selbstdarstellungs-/Psychoarbeit.
Natürlich war gerade heute meine Mutter da.
Und lachte.
Regeln, die ich mir wünsche:
A singt seine/ihre Lieblingslieder.
A trägt B von einem Platz zum anderen.
Oben (!).
Die 3 Schwestern.
Mehr verrückte, unmögliche Regeln!!!
Wo bleibt der Mantel?

Und was täte ich damit?
Und nur Radio hören?
Radio war immer kaputt.
Letztesmal mit Kasettenrecorder als Radio hat er mich nur gestört.
Und Miguel hat ihn ignoriert.
Überhaupt:
MUSIK!!!
Zusammen z.B. ganz fein und ernsthaft musizieren.

Aus dem Kopf alle Requisiten:
Bibel 1
Bibel 2
Tageszeitung
Mantel
Hometrainer
Nivea
Metermass
Rasierpinsel
Rasiercreme
Akkordeon
Radio
Kasettenrecorder
Kasette
Rote-Rübensaft
Leintuch
Strick
Vitaminpillen (1 oder 2?)
Salz
Feder
Kübel
Spritze
Paravent
Foto
Fahne
Perücke
Wolle
Marker
Fernglas
aber da fehlen 2.
Nachtrag: Polaroid, Bohrer, Putzfetzen???

Was mir aber fehlt:
Pokerspiel
Abendkleid
Essen
Feuer
Teddybär.
Ich wünsch mir das Akkordeon.

7. Mai
DER TURM

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4 Px.
Also der Reihe nach.
1. Mag nix schreiben.
2. Schreib doch was.
3. Wahrscheinlich lags an mir.
Bin müd.
Bin wütend.
Bin nicht ganz da.
Möchte:
Momente des Blühens.
Erst spüren, dann tun.
Überhaupt.
Wieder meine Quelle finden.
Sorry, Miguel. Bin schlecht drauf.
Aber auch wieder nicht!
Konzentration!
Wirrnis.
Ich hasse es, wenn Leute fragen, ob wir sowas wie Theatersport machen.

8. Mai
DIE RADIOMASSAGE

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Hey, volles Haus! 10–12 Px!
Und es gefällt!
Der Scheisskasettenrecorder ist sauschwer, und das Radio war von Anfang an kaputt.
Das Verlängerungskabel hat einen Wackler.
Und im Radio läuft unglaubliche Einheitsscheisse.
Tja, es waren nie 30 Requisiten.
Der Feldstecher ist zuviel!!!!!
Ich hasse diese Ungenauigkeiten.
Schade.
Und warum wird ein Sechstel (!) aller Fotos um 18:52 gemacht???

9. Mai
HASS

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Wieder voll. 10–12 Px.
Hoffentlich hab ich Miguel nicht weh getan.
Es war aus persönlichen Gründen schwer, die Kontrolle zu behalten.
Horror.
Hass war da.
Sofort.
Er ist kalt.
Und meidet Augenkontakt.
Irgendwann hab ich den direkten Kampf aufgegeben.
Dabei hatte ich schon öfter Lust, Miguel zu fesseln.
Wenn sich jemand wehrt, ist es allerdings fast unmöglich, ihn zu fesseln.
Überhaupt mit diesem Seil.
Und KNEBELN!
Jemanden, der unausgesetzt spricht, will man schliesslich nur umbringen.
Oder?
Nachher war ich total zittrig.
Ich trage auch dieses Gefühl von schrecklichem Hass in mir.
Erschreckend ist, dass ich nicht weiss, wohin damit.
Gutes Publikum.

10. Mai
SKEPTISCHE TEXTE

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8 Px.
Ich kann nicht glauben, dass wir erst ⅔ haben.
Sollte ich AKTIVER sein?
Ich will, dass etwas einkehrt.
Ich wünsch mir eine tiefe Begegnung.
Ich wünsch mir die Regel:
Hält vollständig inne mit allem Tun.

Mir gehen die Regeln auf die Nerven.
Vielleicht, weil sie uns nicht zwingen zu dieser Begegnung.
Zur Ruhe.
O ich möchte einen unendlich dichten sirrenden Raum der Ruhe.
Mein Leben wird immer mehr zu diesem Zeittunnel, der sich um unsere halbe Stunde rankt.
Es droht mit dem Privaten zu zerfliessen.
Und doch: ich geniesse diese Zeit der intensiven Erfahrungen ausserordentlich.
Aber ich hab nicht die Kraft, mir jeden Tag Nivea in die Nasenlöcher zu stopfen.
Und anderes gelingt nur mit Mühe.

11. Mai
GESANG

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8 Px.
Auf diese Regel hab ich schon gewartet.
Schön, offen, zusammen.
Das Singen ein bisschen zu angestrengt bei mir, technisch gesehen.
Hat gut getan.
Finde keine wirkliche Ruhe.
Kaum bin ich im Gesang, denke ich, ich muss mich auch noch bewegen u.s.w.
Ich hätte mehr nach innen hören können.
Dorthin, wo ich jetzt gerade die viele Melodien tönen hören kann.
Hab sehr gehorcht. Aber eher nach aussen.
Trotzdem: sehr feiner Abend.
Extrem langsam fallen mir wieder die Lieder und die Momente ein.
Miguel scheint mir total offen für alle Erfahrungen, die er hier macht.
Auch ich.
Erlebe mit Staunen diesen Reichtum an Ereignissen.
Wir sind mir der Aufgabe sehr selbstverständlich umgegangen.
Würde gerne (noch mehr als bisher) mit Miguel Musik machen.
Singen.
Stimmen improvisieren.
Überhaupt.
Es wird plötzlich erkennbar, wie sehr wir in diesem Raum heimisch sind.
Wie selbstverständlich wir unsere Arbeit tun.
Da ist schon längst etwas, was uns trägt.
Diese Regel heute, wie auch die Text-Regel gestern, ist von Claudia, denke ich.
Shit, und wieder das so gewünschte Akkordeon nicht richtig genützt.

12. Mai
SPORT UND PROMINENZ

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10 Px.
Pfüüüüüh!
Bin k.o.
Hehe, jetzt hatte Miguel das Training zu führen, was er sicher schon 1000mal gemacht hat, und ihm fiel genauso wenig ein wie mir damals am 16. April.
Das ständige Tun kann ganz schön den Assoziationsfluss hindern.
Wie kann ich präsent sein und trotzdem fliessend, entspannt im Kopf.
Aber: wir (alle) hatten Spass und waren sehr locker.
Fein.
Schönes Requisit, schöne Regel wäre:
Zigarette, Feuer. Einer hats, der andere wills.
Welche Dinge hätte ich erdacht:
1 Werkzeug
1 Instrument
1 Droge
1 mediales Objekt (oder mehrere)
1 Sportgerät
1 Putzzeug
1 Kleidungsstück
1 Spielzeug (!)
1 Waffe
1 Schnur/Seil/Faden
1 Pflegeding
1 passive Musik
1 Erinnerungsstück
All das ist fast alles eh drin! Erstaunlich. Vielleicht fällt mir nix anderes ein, weil ich die Dinge schon kenne?
Etwas als Schnittstelle nach „aussen“: ein Handy.
Etwas Unanständiges (o ja, die Fahne!).
Schöne Regel wäre:
Zieht sich komplett aus (was bedeutet die Schuhe bleiben an), spricht über seine/ihre Füsse.
Oder: Gleich wird es passieren (für beide).
Also etwas, was einen in einen ZUSTAND bringt.

Übrigens: schöne Personnagen.
Sofia Loren, Data, John Wayne,…
Buster Keaton, Woityla, Alain Delon, Jesus, Lassie, King Kong, Nofretete, Einstein, Gutenberg, Goethe, Spock, van Gogh, Karajan, Tschaikovsky („der war doch schwul?“), Che Guevara, Dolly Buster (verweigert, „es sind Kinder im Raum“), Christian Barnard, Vera Russwurm, Lumiere, Hansi Hinterseer, Arnold Schwarzenegger, Muhammed Ali, Hitler, Pokemon (??), Stan Laurel, Schneewittchen, Donald Duck, Fury („wer ist das“), Bill Gates, Ludwig XIV., Mozart, Martha Graham,…
Artet leider in Theatersport aus, gefällt dem Publikum sehr.
Zeitlassen und Abwarten würde genaueres, absurderes, tieferes hervorrufen!

13. Mai
DER THEATERDIREKTOR UND SEINE BERATERIN

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7 Px.
Interessante Atmosphäre.
Mir gerinnt das Hirn.
Möchte freiere Regeln.
Immer was erfinden…
Dabei gibt es im Sein so viel zu entdecken.
War aber auch schön.
Miguels Geschlechtsumwandlung war echt subtil.
Erst am Video erkenne ich die Feinheit.
Angenehm, was er als Frau so tut!
Ich finde Miguels Regel überhaupt sehr schön in ihrer Offenheit!
Natürlich fallen mir jetzt 1000 Sachen ein, die ich hätte tun/sagen können.
Im ersten Moment hab ich keinen geraden Satz hervorgebracht.
Ohne Emotion tu ich mir schwer mit Texten.
Ich denke DANACH immer zuviel nach, kanns aber nicht sein lassen.
Nettes Thema. Mir scheint immer sicherer, dass die Abende mit Fahne vom Hagnot sind.
Mögliche Regel: hat Hunger.
Oder: Kreieren zusammen eine Atmosphäre von verlegener Scham.
Der Bohrer ist abgebrochen.

Liste der kaputten/verbrauchten Dinge:
kein Rote Rübensaft mehr
fast keine Nivea (ufffff)
fast kein Rasierschaum mehr
Eimer hat Löcher (keine Dusche mehr?)
Bohrer abgebrochen
1 Sessel beschädigt
1 Socken (privat) kaputt
2 Hemdknöpfe (privat) abgerissen
Heute das 4. Wasserfallbild kaputt: Folie gerissen
2 andere leuchten nur mehr, eines ist dunkel
Leintuch stark verschmutzt
Radio schon lange kaputt
Strickzeug aufgetrennt
Salz ist alle
Vitamintablette auch fast
in 1 Bibel fehlen 2 Seiten
Paravent leicht beschädigt

14. Mai
AN DER WAND. WIRD ENTSPANNT

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6 Px.
Die Regel, nur 3 bestimmte „Orte“ anschauen zu dürfen (den 4. hab ich ignoriert)
konzentriert.
Ist mir angenehm.
Im Umherschauen zerstreut sich das Wollen, zu viele Möglichkeiten öffnen sich im Schauen.
Ich hätte meine Aufgaben (die Bibel, die Wand) etwas verhaltener zeigen können.
Oder nicht zeigen, einfach nur, ganz selbstverständlich, beiläufig und dezent, sein.
Achtung: nicht ins Spielen von jemandem kommen, auch wenn derjenige ja in mir ist.
Diese Fremdheit, dieses Nicht-wissen vom Menschen, ist spannend.

Das Theater zerfällt in zwei entgegengesetzte Teile, in zwei Ideologien:
Das eine Theater BESTÄTIGT, was wir gelernt haben, es übt Konventionen ein, es gibt Sicherheit, indem es bewahrt und Bekanntes variiert. Was Spass macht, ist, wie beim Kabarett, als Zuschauer zeigen zu können, dass wir verstanden haben, d.h. dass wir das Gesehene richtig einordnen können in unsere Verhaltensschubladen. Wie wir ein kleines Kind loben, und es sich freut, wenn es die Dreiecke, Vierecke, Kreise in seinem Baukasten in die dazugehörigen Schablonen einpassen kann, und am Schluss erhalten wir eine ordentliche Verpackung.
Dieses Theater erzeugt Starre. Wir sitzen in seinem Zimmer und haben hinter der verschlossenen Tür endlich unsere Ruh. Und mit den anderen Insassen weinen und lachen wir. Es ist ein sozialer Akt. Und: es entsteht Rechtfertigung.
Das andere Theater FRAGT. Es ist uns unheimlich, es zeigt sich, aber was erzählt es? Wir lernen, neu zu schauen. Das Gesicht bemüht sich nicht, uns mit seinen Klischees zu helfen, keine Figuren beruhigen uns. Mit wem haben wir es zu tun? Was geschieht? Und was mögen die Motive sein. Die Motive sind nie so einfach wie: wenn da ein Mann ist und eine Frau, und es tritt noch eine Frau auf, entsteht Eifersucht. Wir müssen nachforschen: da sind drei Menschen. Was bedeutet uns das? Ihre Begegnungen fliessen und wandeln sich ununterbrochen. Wir geben dem kleinen Kind einen Wollfaden, zwei Stöckchen und Plastillin. Es fertigt daraus etwas, das uns vertraut anmutet, das wir aber nicht benennen können. Dieses Theater fliesst. Wir werden von seinem Strom mitgetragen. Wir können uns fallen lassen. Wir können schauen, wie uns ständig Veränderung ergreift. Dieses Theater kann ängstigen. Dieses Theater kann befriedigen. Dieses Theater ist autonom. In seiner Ehrlichkeit ist es asozial. So entsteht Menschlichkeit.
Exkurs Ende.

Miguel war so locker und ganz wunderbar.
Es ist so sehr ganz UNSER Raum.
Ich bin in unserem Raum, diesem täglichen Raum der 30 Minuten, aufgehoben.
Das ist unser Projekt.
Ich bin stolz darauf.
Es ist genau, was es ist.
Ich begreife.
Ich möchte mich mehr konzentrieren.

15. Mai
UN DOS TRES

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3 Px.
Miguel begibt sich ins Extrem.
Der Raum hallt von seinen Rhythmen.
Und ich: wieder hüpfen.
Ich hab mich nicht so geschunden. Nur ein bisschen weniger.
Gerade denke ich, bei aller Ohnmacht gegenüber diesem Puls, ich hätte Miguel tragen können.
Aufs Bett legen.
Pflegen.
Bin total heiser.
Hab öfter an das Sprechen gedacht, das mir die letzten Tage fast zuviel geworden ist.
Aber heute, in dieser Hilflosigkeit, in dieser verrückten Atmosphäre, einen ganz natürlichen Satz zu hören wie:
Hast du dein Fahrrad dabei?
Oder: Möchtest du ein Glas Wasser?
Oder: Es ist schwer.
Jonas war mein Verbündeter.
Schöne Regel:
Worte des Trostes.
Oder: An bestimmtem Körperteil zusammenpicken. Cheek to cheek.

16. Mai
AUSTREIBUNG

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20 Px? Volles Haus.
Wieder etwas schreiben müssen.
Na gut.
Gesegnet sei meine Regel!
Bin heute ganz ganz unten gewesen wegen privat.
Die Aufführungen, durch ihre Summe und ihre Pausenlosigkeit, erzeugen einen immer stärker übersteigerten psychischen Zustand.
Fast alle Sätze der Bibel hatten Bedeutung für mich.
Und Miguel rollt es aus mir heraus, das Dunkle. Das Starre.
Und: es geht mir besser. Wow!
Was immer es war, es war gut, nackt zu sein.
Mensch, ist das ein schönes Projekt!
O IHR WUNDERBAREN, WUNDERLICHEN, GEHEIMEN GREMIATEN!
Ich beginne übrigens, zu spionieren.
Wer welche Regel geschrieben hat oder auch welche die Regel für heute, ev. für morgen ist, könnte ich nachschauen.
Tu ich aber nicht.
Aber: ich hab erfahren, dass heute jemand schon ALLE Regeln bis incl. 1. Juni (!!!!) gemailt hat. Und: derjenige ist nicht derselbe, wie der, der angeblich „ganz entspannt“ ist.

17. Mai
2 FAVORITS

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6 Px?
Lustig.
Hab genug von den Ohrfeigen.
Ich frag mich, ob Miguel wirklich seine Lieblingsaufführung genommen hat, oder eine, deren Dynamik er gut fand.
Ich hab mir die extremen Aktionen sehr gut gemerkt. Sind aber nicht unbedingt meine liebsten.
Das war eine mit Warten, die war spannend, aber im Wiederholen hab ich, dachte ich, die Ruhe nicht und die Dichte.
Jedenfalls: Männer und Frauen, der Unterschied ist so typisch!
Miguel wusste gar nicht, was ich an seinem Lieblingsabend gemacht habe.
Und mein Lieblingsabend ist der, an dem wir am intensivsten etwas ZUSAMMEN gemacht haben.
Unser jetziges Spiel ist spürbar viel mehr auf einander bezogen.
Aber: nie gibt es eine Annäherung, um der Annäherung willen.
Höchstens im Kampf, in einer Auseinandersetzung.
Nicht aus Interesse, aus Liebe zum Anderen.
Nur im Rahmen der Regeln.
Obwohl grosse Aufmerksamkeit und Sensibilität da ist.

18. Mai
MELANCHOLIE

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10 Px.
Schöne Regel.
Schöne Stimmung.
Altes Ehepaar.
Ich war kurz verärgert, weil mir Miguel – akustisch – keinen Raum gelassen hat.
Daraus ergab sich aber eine Entscheidung, und daraus eine Stimmung.
Ein altes Ehepaar.
Wieder, wie längst täglich (!) bekannte Gesichter.
Das Geschehen auf der Strasse: unsichtbare Gesetzmässigkeiten.
Der Strom der Autos, Flirts mit Menschen, die kurz beim Fenster hereinschauen, Alles sehr vertraut.
Die Geräusche.
Ja, wir begegnen UNS. Uns selbst und einander.
Wir tragen unser persönliches Gepäck in uns, zeigen etwas davon, treffen Entscheidungen.
Täglich gehen wir an diesen Ort, und dann auf diese Reise nach einem weiteren Ort.
Friede.
Die Verzweiflung ruht heute.
Versöhnlich.
Offen. Entspannt. Melancholisch.
Miguels Musik wurde immer schöner.
Letztlich war das Akkordeon ganz zart und lebendig.
Schon scheint mir, dass „unsere Tage gezählt sind“.
Der Wunsch ist stark, dieses Projekt einmal NICHT abzulegen wie einen alten Mantel.
Also: ein Buch.
Diese Essenz, dieses Fluidum, das zwischen uns entstanden ist.
Ich bin sicher, Miguel würde es völlig anders bezeichnen.
Aber in der Abstinenz entsteht eine – so subjektive – so projektive – Liebesbeziehung.
Beinhaltet BEZUG nicht schon LIEBE?
In den Ungeahntheiten öffnet sich der Raum der Sehnsüchte.
Ja, wir zeigen uns.
Staunend geben wir uns preis.
Ich schreibe das in diesen Worten und habe das Gefühl, diese Sicht und ihre Benennung eignet nur einer Frau. Ich sehe diese Dinge so, weil ich eine Frau bin. Das ist sehr missverständlich. Ich denke, ein Mann kann diese Zustände nicht leicht so sehen dürfen.
Welche Behauptung von mir.
Das Publikum hat längst verstanden und schaut zu, unbefangen wie ein Kind.
Was haben wir also erfüllt, letzlich fast unerwartet anders:
Authentizität.
Vertrauen (!).
Freiheit (o ja).
Und das 4. fällt mir schon wieder nicht ein.
Natürlich:
Beziehung.
Die Übung ist gelungen.

19. Mai
WIR RUFEN DAS DRAUSSEN

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12 Px. Oder mehr.
Und wieder: das Fliessen ins Tagebuch, nach der Aufführung.
Übrigens.
Schöne Regel wäre:
Macht alles ganz anders.

Hatte fast dieselbe Regel wie gestern, aber Miguel war anders, spannend.
Wir sind wirklich angekommen.
Draussen ist alles anders. Focus auf Personen. Die rarer sind. Wqeniger schauen.
Dieses tägliche Hinfliessen zu einem Focus.
Wird mir fehlen.
Ist wieder ein WORK-OUT fällig?
Selten noch waren wir ABSTRAKT.
Heute: spielen, ganz leicht, primär in kleinen Sätzen, mit dem Allfälligen.
Locker. Ja.

20. Mai
ALLEIN

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3 Px.
Ich steh noch immer unter Schock.
Übrigens: das Tagebuch-Schreiben ist Last und immer mehr Leidenschaft zugleich.
Ich weiss, die Einträge werden länger.
Es entsteht ein Bedürftnis.
Auch bin ich privat zur Zeit allein. Das verdichtet.
Also:
Welch ein Schock.
Realisiert hab ichs erst, als ich die Schuhe ausgezogen hab.
Mein ganzer Organismus ist ins Zittern geraten.
Alle reden darüber.
Ob es ein Verstoss gegen eine Metaregel sei.
Die Regel, nach der ich, komme was da wolle, meine 30 Minuten an diesem Ort zu verbringen habe.
Oder die Metaregel, nach der ich bedingungslos die Tagesregel zu befolgen habe.
Ich hab bis 7 Uhr nicht gewusst, wer oder wo ich bin.
Viele Gefühlsfetzen:
Ich hab ihn im Stich gelassen.
Ich hab gegen die Regeln verstossen.
Was mach ich um diese Tageszeit in der Welt, nach 8 Minuten spielen.
Was macht ER.
Das ist die EXTREMSTE Regel bisher.
Ich bin richtig verstört.
Es war wie Lampenfieber, aber danach, oder, beim Eintritt in die „wirkliche Welt“, ausserhalb der (erlaubten) Zeit.
Und das Erstaunen:
ICH HAB DAS NICHT GEWUSST.

21. Mai
DIE BRÜDER oder DAS GEWICHT DER ARBEIT

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8 Px??
Sehr gut.
Gute Regel, gutes Spiel.
Sehr schweisstreibend.
Anstrengend.
Macht Spass zu spielen.
Wie ich brüllen kann. Ohne heiser zu werden.
Miguels Knie tun mir leid.

22. Mai
SONGCONTEST? GEFESSELTES AKKORDEON? SCHULKLASSE?

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27 Px.
Die haben mich völlig von der Rolle gebracht.
Da sitzen 18 Kids.
Und ich hab keine Ahnung von Kontaktimprovisation.
Und Miguel hat keine Ahnung von diesem Song von den Doors.
Gut die Kurve gekriegt.
Miguel findet sehr schönen Schluss.
Kann ich schlecht sein, wenn ich denk, ich muss gut sein. Echt von der Rolle.

23. Mai
SEGEN OHNE TROST

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9 Px.
Fühl mich leer.
Plage mich.
War nach 15 Minuten am Ende meiner Weisheit.
Schönes Bühnenbild.

24. Mai
BLIND UND EXTREM

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11 Px.
Gut. Fühl mich bei mir.
Blind fühlen sich auch die Bewegungen gut an.
Die Beschreibung des Erlebens hat keinen Raum gefunden, war nicht nötig, wurde langsam vergessen.
Begegnung mit Miguel sehr tief, überraschend, vertraut.
Alles ziemlich im Fluss.
Miguel hat dann auch aufgehört zu sprechen, das tat gut.
Immer wieder ist ganz Neues möglich.
Noch etwas: blind macht unschuldig.
Ein wunderschöner Moment: Bauch an Bauch. Liebesstellung.
Zwerchfellbewegungen sprechen zueinander. Miteinander.

25. Mai
SCHERZ OHNE MAGIE

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8 Px.
Nur mehr 5 Tage.
Nur mehr 5 Möglichkeiten.
Miguel redet wie ein Wasserfall (!).
Ich denke, ein stiller Moment, ein Moment des Bezugs, lange, von mir aus ruhig leer, aber lange, könnte etwas „rufen“.
Etwas ermöglichen.
Bin traurig, weil ich denke, diesen Moment werden wir 2 nicht herstellen.
Ich werde es noch versuchen.
Aber.
Es ist insgesamt wirklich eine Arbeit über Beziehung geworden.
Dieses direkte Miteinander, scheint mir, darauf will sich Miguel nicht einlassen.
Und auf die pure Stille.
Aber.
Wer weiss, ob er es nicht versucht hat, und ich war nicht bereit.
Wie kommen 2 Menschen zusammen.
Was heisst zusammen.
Wir sind zusammen, wie mit einem unsichtbaren Seil ständig zusammengeschnürt.
Wir sind zusammen im Kampf.
Im Zerstören.
Im Scheitern.
Auf diesen 12 Quadratmetern.
Während dieser 30 Minuten.
So vieles ist zusammen geschehen.
Was haben wir gewählt.
Gestern hat Miguel beim Nachdenken (reden reden reden) über etwas Extremes auch gemerkt, dass wir uns leichter die zerstörerischen Dinge vorstellen.
Ich möchte einen gemeinsamen, stillen (?) Moment haben, bei dem der Raum beginnt zu vibrieren.
Schön: auch die letzten Tage: eine Zuschauerin, ein Zuschauer, die erst vor kurzem erstmals bei uns hereingeschaut haben, sind seither immer wiedergekommen.
Sie schon dreimal. Und will uns nicht mehr missen.
Schön.
Und 2 Stunden später:
Was bin ich blöde.
Was hat mich gehindert, diese einmalige Chance, intensiv „nichts“ zu tun, zu ergreifen.
Verdammt.
Ich hätte einfach sitzen können, unbewegt, und mich konzentrieren.
Ich Depp.
Warum mach ich es von Miguel abhängig.
Bin ich doch auch ein eigenes Universum.
Ich glaub, dass wir, würden wir darüber sprechen dürfen, sehr verschiedener Ansicht wären über die Interpretation eines Abends.
Nicht über das subjektive Gefühl.
Über die Bedeutung, den Wert (!?!) des Geschehenen.
Vielleicht gäbe es grosse Meinungsverschiedenheiten und das hätte mich sehr irritiert.
Ich bin froh, dass ich mit meinen grossteils sehr positiven Projektionen allein geblieben bin.
Es war übrigens eine heikle Regel für mich.
Mit Magie und mentaler Beeinflussung hab ich nix am Hut.
Ach ja, hab ich fast vergessen:
Ich hatte mir vorgenommen, ob ich Miguel wohl zum Mit-mir-tanzen bringen würde.
Mental war das nicht hinzukriegen.
Ich wollte aber nicht deutlicher werden.

26. Mai
ABSCHIED VON DEN DINGEN

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8 Px??
Nur noch 4mal.
Ja, auf eine Art könnte ich auch sofort nocheinmal von vorne anfangen.
Nicht, weil ich es besser machen will.
Aber weil so viel ANDERES noch möglich ist.
Ich hab das Gefühl, Miguel und ich driften auseinander.
Die Dinge!
Ich bin traurig, weil ich sie nicht mehr erforscht habe.
Die meisten hab ich nur sehr kurz, wenn überhaupt, bespielt.
Miguel spricht heute nicht und macht dafür gleich am Anfang einen Teil der Requisiten kaputt.
Ich ärger mich, weil meine Wahl dadurch behindert bis verhindert ist.
Auch bange ich um die Dinge, die ja grossteils nicht mir gehören und rette die wertvolleren in meine Ecke.
Naja, wenn ich nicht geredet hätte, hätte ich direkt an den Dingen schon zeigen können, was sie mir wert sind.
Aber. Ich hätte es lieber ZUSAMMEN gemacht. Vielleicht Stück für Stück.
Manchmal mag ich nicht, dass Miguel immer so für sich handelt.
Das Ergebnis hat mir gefallen.
Ich weigere mich, etwas kaputt zu machen und sitze im Kreis der übriggebliebenen Dinge, recht heiter wie eine Glucke mit ihren Küken.
Miguel liegt in den von ihm gewählten, ihm genehmen Dingen (die so, zumindest sehe ich es im Moment so, mir auch nicht mehr zur Verfügung stehen) und wirkt auf mich unglücklich.
Ich hätte gern Abschied genommen.
War nicht möglich.
Aber: ich mochte die Dinge. Mir wären ganz ähnliche eingefallen.
Hab nichts wirklich vermisst.
Wir haben nur sehr selten, ausser es war verlangt, mit ihnen gespielt.
Es fühlt sich gut an, die Arbeit so mannigfaltig dokumentiert zu wissen.
Etwas bleibt.
Und o der letzte Tag!
Schöne Regel dafür wäre:
A und B halten sich 5 Minuten entspannt auf der Bühne auf. Gehen dann die restliche Zeit in den Raum.
Oder:
Stück für Stück: A zeigt verabschiedend jeden Körperteil explizit.

27. Mai
SCHLAF MIT SCHATTEN

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9 Px.
Wunderbar.
Endlich.
Manchmal denk ich, da liest wer, was ich am Vortag schreibe und wünsche, sooft erfüllt sich was.
Endlich still.
Endlich Raum.
Fein.

28. Mai
DIE VERBORGENE MUTTER IM RÜCKEN

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18 Px?
Miguel hatte eine schwere Regel, finde ich.
Ich hab auch nix davon kapiert während des Spiels, war ja bei mir.
Sehr angenehm das!
Es scheint (no na) gut zu tun, nix vom Publikum zu sehen. Wie gestern. Wie vor ein paar Tagen.
Am Schluss war ich ganz erschrocken, dass da plötzlich so viele Menschen waren.
Das hätte mein Spiel durchaus beeinflusst.
Ich finde, es ist wie eine langsames Verzucken, ein Ausklingen, in dem die Höhepunkte noch nachzucken.
Vielleicht interpretiere ich das jetzt so, weil ich um das nahe Ende weiss.
Miguel „lässt es“ gegen Schluss zu immer öfter „sein“.
Und ich schaffe es langsam, mich wohlzufühlen.
Ich denke, wir haben so vieles zusammen gemacht, wir könne es, und wir wissen um unser Können.
Diese Gedanken scheinen, unwidersprochen, wie sie hier stehen bleiben, eine so klare gemeinsame Sichtweise zu beschreiben.
Aber.
Es nähert sich die Stunde der Wahrheit.
In der Miguel SEINE Sichtweise berichten wird.
Wie eine dunkle Walze rückt dieser Zeitpunkt heran.
Wird mein Glück dann noch so – ja was – sein?
Innig? Unschuldig? Schlicht? Glänzend?
Ich bin so stolz auf dieses Projekt.
Übermorgen. Ja
Da steigt die Spannung.
Ich will mich nicht vorbereiten.
Vielleicht tu ich, was ich will.
Die KÖNIGSDISZIPLIN.
Vielleicht ist aber das die Regel. Zu tun was ich will.
Wie breche ich diese Regel?
Paradox.
Idee für die letzte Vorstellung:
Ich hab einen Zettel mit den Regeln bei mir. Ich verlese laut, durchaus mit Pausen, die Regeln.
Immer wieder.
Oder:
Ich zieh die Schuhe aus.

Es muss eine Übertretung geben.
Irgendein Tabubruch. Ausser weggehen.
Aber ich will mich nicht vorbereiten.
Morgen vielleicht noch einmal so richtig austoben.
Mein Notizbuch, das handgeschriebene Tagebuch, ist voll. Zwei Tage vor dem ENDE.
Schöne Regel wäre (gewesen):
Mit jedem/r ZuschauerIn ein persönliches Gespräch führen.

29. Mai
ZART

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7 Px.
Sehr erschöpft.
Heisser anstrengender Tag gewesen.
Entspannt.
Miguel sehr liebevoll.
Auch ich: weich.
Der Bogen neigt sich dem Abschluss hin.

30. Mai
DER LETZTE TAG

 ▲ 
21 Px.
Ich bin sehr traurig.
Ich bin sehr sehr glücklich.
Es ist vollbracht.
Miguel zittert.
Ich weine.
Und: welch unglaubliche Regel!
Endlich frei?
Bald werde ich wissen, welche Regel von wem erdacht wurde.
Mein EINZIGER bewusster Regelbruch. Ich hab die Schuhe ausgezogen.
Wer hat das verstanden.
Ein klarer Akt der Souveränität.
Der Rückkehr. Nach der Initiation.
Im Theater der Wahrheit werden die Regeln zu Gott.
Wenn Gott das System ist, können die Regeln nicht gebrochen werden.
Wenn Gott die Regeln macht, kann er sie brechen. Werde ich sie brechen.
Danke, C.
Danke, D.
Danke, H.
Ihr herrlichen Traumregisseure.
Habt uns beschenkt.
60 Tage lang wart ihr bei uns, mit uns.
Was habt ihr befragt in uns.
Und nie Sicherheit über unsere Antwort.
(O genialste Entdeckung: Regie in konsequenter Abwesenheit. TELEREGIE. Aber: mit völliger Hingabe der Regie unterwerfen! Also mündig. Vertrauen.)
Habt mit uns geatmet.
Jede/r für sich.
5 Einsame. Wir.
Ein Stern aus 5. UNS.
Danke, Miguel.
Dass Du diese unglaubliche wunderschöne Reise mit mir gemacht hast.
Ich bin voller Freude.
Voller Liebe.
Lasse ich los.

DIE ZAHLEN

2 Spieler
3 Kontinente
4 Metaregeln
4 Schuhe
6 Logos
6 Einreichungen
12 Quadratmeter
15 Mitwirkende
25 Regeln
33 Objekte
60 Fotos
180 Tagesregeln
1800 Minuten
30 Stunden, alle 10 Minuten eine Regel
576 Zuschauer
701 Besuche im Netz.

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